Tausende von unentdeckten Meteoriten in Deutschland!
In Deutschland
gehen durchschnittlich jedes Jahr um die 40 Meteorite nieder -
bislang sind aber insgesamt nur 52 bekannt, die in den letzten 300 Jahren
entdeckt wurden und Gesamtgewichte zwischen 17 g und 1,5 t haben.
Es müssen also noch Tausende von Meteoriten unentdeckt im Boden
ruhen. Das Auffinden von Meteoriten in Mitteleuropa ist aufgrund
der Vegetation, der Bodenverhältnisse und des für Meteorite
aggressiven Klimas recht schwierig. Die besten Chancen auf die
Entdeckung von Meteoriten haben hier Land- und Forstarbeiter, die
die Steine ihres Ackers kennen und viel Zeit in der
Natur verbringen. Dies wird durch die bislang erfolgten deutschen
Meteoritenfunde bestätigt. Doch im Zuge der ständigen
Technisierung von land- und forstwirschaftlichen sowie
Bau-Maschinen werden Meteorite sicherlich vermehrt von diesem
Personenkreis unentdeckt bleiben. Gute Chancen auf
Meteoritenfunde haben heutzutage die mit Metalldetektoren (leider
teilweise illegal) arbeitenden Schatzsucher. Früher
wurde von ihnen häufig meteoritenverdächtiges Material (da
nicht als Schatz erkennbar) verworfen, doch seit
immer häufiger in den Medien über Meteorite berichtet, kommen
auch die Funde der Sondengänger zur Untersuchung.
Wie kann ich einen Meteoriten überhaupt erkennen?
Erste
Anhaltspunkte auf einen meteoritenverdächtigen Stein sind
folgende:
Wichtiger Hinweis:
In Norddeutschland haben die Gletscher der Eiszeiten eine Vielzahl ungewöhnliche Gesteine aus Skandinavien abgelagert, die zum Teil recht schwer und auch magnetisch sein können und somit von den Findern häufig für Meteorite gehalten werden. Wer nach Meteoriten sucht, sollte sich immer auch mit den irdischen Gesteinen beschäftigen. Das Buch von Per Smed "Steine aus dem Norden, Geschiebe als Zeugen der Eiszeit in Norddeutschland" in Übersetzung und Bearbeitung von Jürgen Ehlers ist hierbei sehr hilfreich (nicht nur für die nordischen Gesteine), da es sehr gut die Unterscheidungsmerkmale der häufigsten gesteinsbildenden Minerale nur mit der Lupe erläutert und so schon relativ einfach viele auf den ersten Blick "meteoritenverdächtigen Steine" als irdisches Gestein erkannt werden können. Ergänzend gibt die Internetseite "Skan-Kristallin" von Hildegard Wilske mit hunderten von Fotos und Beschreibungen skandinavischer Gesteine und deren Geschiebefunde eine erhebliche Hilfestellung. Internetfotos von Meteoriten sind oft nicht sehr hilfreich, da sie meist nur wenig verwitterte und angeschliffene oder extrem selten vorkommende Meteorite zeigen.
Habe ich wirklich einen Meteoriten gefunden?
Die Entscheidung,
ob ein Stein tatsächlich ein Meteorit ist oder nicht, erfordert
die eingehende Untersuchung durch einen Spezialisten. Dieser
Fachmann sollte nicht nur Detail-Kenntnisse über Meteorite
haben, sondern vielmehr auch ein ebensolcher Spezialist für
irdische Materialien sein. Auf die Frage Ist dieser
Stein ein Meteorit ? reicht die Antwort Nein
nicht aus, denn wer mit nein auf diese Frage antwortet, sollte
auch sagen können, um welches irdische Produkt es sich dabei
handelt! Wir kennen bedeutend mehr irdische Produkte als
außerirdische, und mit Sicherheit gibt es im Sonnensystem noch
genügend Gesteine, die wir bislang noch nicht kennen.
Derartige
Spezialisten arbeiten am Institut für Planetologie der
Universität Münster, dem Naturkundemuseum der
Humboldt-Universität in Berlin, dem Mineralogischen Museum der
Universität Hamburg und natürlich in Gifhorn beim Bartoschewitz
Meteoriten Labor (BML).
Die
Untersuchung eines meteoritenverdächtigen Steins beim BML
erfolgt in folgenden Schritten:
1.
Zusendung des ausgefüllten Fragebogens und eines Fotos.
Eine Stellungnahme zum Gesamteindruck sowie für den nächsten
Schritt erhalten sie innerhalb einer Woche nach Eingang.
2.
Auf Anforderung Zusendung einer Probe je nach Größe des
möglichen Meteoriten von 30 - 125 g (bzw. 35% bei Steinen
von unter 100g) und des Proben-Registrierungsformulars.
Erste Untersuchungsergebnisse gehen ihnen innerhalb einer Woche
nach Eingang zu. Handelt es sich um einen Meteoriten erhalten sie
die vorläufige Klassifikation und Informationen bezüglich
weiterführenden Untersuchungen (Mikrosondenuntersuchungen
müssen zum Selbstkostenpreis in Rechnung gestellt werden).
3.
Begehung des Meteoriten-Fundortes und persönliche Gespräche mit
dem Finder
4.
Anmeldung
des Meteoriten beim Meteorite Nomenclature Committee. Der Meteorit bekommt so
seinen offiziellen Namen und wird im Meteoritical
Bulletin veröffentlicht, wobei Finder und Eigentümer
auf Wunsch namentlich genannt werden. Dazu werden mindestens 20g
(bzw. 20% des Gesamtgewichts bei Steinen von unter 100g) der
zugesandten Probe in einer Instituts- oder Museumssammlung
hinterlegt.
Jeder, der einen meteoritenverdächtigen Stein
gefunden hat oder besitzt, wird gebeten, diesen zur Untersuchung
einzureichen!
Wem gehört ein Meteorit?
Bezüglich der
Eigentumsverhältnisse bei Meteoritenfunden in Deutschland
gibt es keine eindeutige gesetzliche Regelung; im Normalfall
gehört der Meteorit dem Finder und/oder Grundstückseigner.
Wert von Meteoriten
Der
wissenschaftliche Wert eines Meteoriten lässt sich leicht daran
erkennen, dass die NASA seit 1976 jährlich
Antarktis-Expeditionen zur Meteoritensuche durchführt. Die
jährliche Jagd nach antarktischen Meteoriten ist wie eine
Weltraum-Mission zum Spottpreis, die Wissenschaftler
außerirdische Welten erforschen lässt ohne ihren
Mutter-Planeten zu verlassen, sagte 1996 Neal Lane,
Director der National Science Foundation. Im Rahmen dieses ANSMET-Programms
wurden bislang ca. 10.000 Meteorite entdeckt, wobei die
Expeditionskosten sich durchschnittlich auf ca. 20.000 $ pro
Meteorit belaufen. Bei spartanisch ausgerüsteten, aber den
sicherheitsbelangen und wissenschaftlichen Anforderungen
entsprechenden Expeditionen in leichter zugängliche
meteoritenträchtige Wüsten-Gebiete betragen die
durchschnittlichen Kosten pro Meteorit ca. 1 % des oben genannten
Wertes, basierend auf den Erfahrungen von Bartoschewitz.
Ein Entdecker von
meteoritenverdächtigem Material sollte nun aber nicht gleich vom
Reichtum träumen! Die meisten dieser Steine stellen
sich bei einer näheren Untersuchung oft als Schlacke, Erz,
Schrott oder irdisches Gestein heraus (Pseudometeorite). Selbst
wenn die Untersuchung ein extraterrestrisches Gestein bestätigt,
liegt der Wert meist erheblich unter den Vorstellungen des
Finders. Abhängig von Typ, Verwitterung, Form, Herkunft schwankt
der Preis für einen Meteoriten von ca. 50 bis hin zu
mehreren Tausend Euro pro kg. Meteorite haben einen hohen
wissenschaftlichen Wert, aber keinen echten kommerziellen Wert,
sondern lediglich einen Sammlerwert, den jeder Sammler für sich
selbst festlegt. Allerdings wird ein "Meteorit" erst
nach eingehender Untersuchung und anschließender Akzeptanz durch
das internationale Meteorite Nomenclature Committee
(dies ist vergleichbar mit der Anmeldung einer Neuentdeckung von
Mineralien; Pflanzen- oder Tierarten) zu einem offiziellen
Meteoriten - solange dies nicht geschehen ist, ist ein
Meteorit quasi ein wertloser Kiesel!
HOME | Meteoritenkunde | Sammlungen | Forschung
Deutsche Meteorite | Deutsches Meteoriten Kolloquium | Deutscher Meteoriten Weg